Samstag, August 29, 2009

[FFF] District 9




District 9
von Neill Blomkamp
mit Sharlto Copley, Jason Cope

Ein gigantisches Alien-Mutterschiff steckt über Johannesburg fest. Nach 20 Jahren ungewollten Besuch kommt es immer wieder zu Unruhen zwischen der menschlichen Bevölkerung und den ungebetenen Gästen. Deshalb werden die Aliens im District 9 eingeschlossen, einem Slum. Dieser ist allerdings noch eindeutig zu nahe an der Stadt, deshalb sollen sie umgesiedelt werden. Frisch befördert führt Wikus Van De Merwe diese Operation an. Doch etwas geht schief und Wikus findet sich schnell zwischen den Fronten wieder.

Wow, sowas sieht man nicht alle Tage. District 9 wirkt frisch, unverbraucht und einfach anders, als was man sonst so im Kino bewundern kann. Das fängt schon beim unverbrauchtem Look an. Die Slums von Johannesburg mit ihren kräftigen Farben wissen von sofort zu gefallen! Dann fällt einem sofort der doch recht deutliche Subtext um Rassismus, Diskriminierung, Slums etc auf. Auch der dokumentarische Anfang zieht einen sofort in seinen Bann, auch später im Film wird immer wiede darauf zurück gegriffen. Außerdem scheint der Regisseur selbst ein Fan zu sein, jedenfalls hat er so einige kultige Szenen eingebaut, die zu viel Applaus im Kino geführt haben.

In Amerika ist District 9 übrigens direkt (und wohl auch überraschend) auf Platz 1 gestartet, und auch in Deutschland scheint der Hype groß zu sein. Hier gab es zwar nicht das groß aufgezogene virale Marketing, aber gerade im Internet gab es schon im Vorraus einigen Rummel um den Streifen. Heute wurde extra für den Film in Köln das Kino getauscht um noch mehr Karten verkaufen zu können. In der IMDB hat er bei 34,000 Votes immerhin eine 8,7 Bewertung und ist damit der 41. beste Film aller Zeiten.

Na gut, das ist er wohl nich ganz. Ich hab schon in anderen Reviews gelesen, dass der Film sich für intelligenter hält als er eigentlich ist. Ihm wurde vorgeworfen, dass er vom Mainstreampublikum hochgejubelt werden würde, wegen dem genialen Subtext, der eigentlich, bei genauerer Betrachtung eben doch nicht besonders tief geht oder sonderlich intelligent ist. Dem würde ich widersprehcen. Der Film hält sich gar nicht für sooo intelligent. Ich denke das will er gar nicht sein.

District 9 hat eine sehr ungewöhnliche und frische Grundidee, die er konsequent verfolgt. Der Rassismussubtext muss ja nicht unbedingt besonders subtil sein, auch nicht unbedingt sonderling intelligent. Aber durch die völlig neue Perspektive fasziniert eben auch der Teil. Und auch wenn das alles nicht besonders künstlerisch gelöst ist, oder völlig neue Gedankengänge eröffnet, so unterhält er doch durch den kreativen Blick auf eine eigentlich bekannte Situation. Insgesamt bietet der Film eine sehr ungewöhnliche Perspektive: Hier werden die Rollen mal umgedreht, nicht die Erde vor den Aliens gerettet, sondern die Aliens vor der Erde. Das ist klever gemacht, aber nicht um klever zu sein, sondern um zu unterhalten. Denn ich bin mir ziemlich sicher, in erster Linie will der Film genau das, und nicht mit seinem Subtext Leute zum Umdenken anregen, oder irgendwie künstlerlich wertvoll zu sein.

Trotzdem schafft er es mit dem Subtext, dass er eben nicht so belanglos ist wie manch anderes Machwerk. Er macht den Film interessanter...

Und im Endeffekt kann man auch Fragen, welchen Sinn ein Subtext überhaupt hat. Warum hatten Horrorfilme in den 70ern oft den Vietnamkrieg als Subtext, oder die Zerstörung der amerikanischen Familie? In erster Linie weil das Themen waren, die die Gesellschaft bewegten, und mit denen man seine Filme effektiver machen konnte. Nur die wenigsten haben diese Subtexte auch sofort bewusst entdeckt, für noch weniger waren sie ausschlaggebend dafür, ob ihnen der Film gefallen hat. Ob man unbedingt von der reinen Unterhaltung weggehen muss, und eine künstlerische Perspektive anwenden muss ist meiner Meinung nach fraglich. Gerade Genrefilme wollen erstmal als solche funktionieren. Viel kann in sie reininterpretiert werden, und Filme wie Psycho, Der Exorzist oder Night of the Living Dead haben durch die Themen unter der Oberfläche wohl auch einen höheren Stellenwert in der Filmwissenschaft eingenommen. Aber nur weil ein Film vielleicht nicht ganz so virtuos mit seinem Subtext umgeht, macht das ihn noch nicht zu einem schlechten Film. Die Themen von District 9 sind aktuell, deshalb können sie vielleicht bei vielen einen Nerv treffen, weil sie eben im weitesten Sinne doch etwas mit dem normalen Leben zu tun haben. Trotzdem ist die aktive Rezeption des Subtextes eben keine Notwendigkeit für das Vergnügen am Film.

In dem Sinne ist der Film natürlich kein Kunstfilm, oder ein Werk über das man stundenlang nachdenken wird. Da würd ich ihn vielleicht eher mit The Dark Knight vergleichen, der mit dem Terrorismussubtext durchaus auch einen Nerv getroffen hat. Trotzdem funktioniert der Film eben erstmal als Batman Film, der Terrorismussubtext ist zwar auf eine erfrischende und besonders wirksame Art integriert, trotzdem wird er für den geübten Zuschauer auch nicht wirklich etwas neues zu bieten haben. Wie auch The Dark Knight will District 9 in erster Linie unterhalten.

Und schafft er das? Ich muss gestehen, er ist lang nicht so kurzweilig wie ich erwartet habe. Weder ein cooles Gagfeuerwerk, auch die Nonstop Action lässt lange auf sich warten. Dafür ist District 9 überraschend ernst. Man kann darüber diskutieren, ob der Film die ganze Action, die er v.a. in der zweiten Hälfte hat, eigentlich nötig hat, oder ob er als "Kopfkino" nicht vielleicht besser funktioniert hätte. Ein bißchen wirkt es schon so, als wenn das Drehbuch nachdem etwas Geld da war nochmal mit einiger Action aufgebort wurde, um den Film dem Massenpublikum schmackhafter zu machen. Auch wenn mir der Film ohne die Action wohl mind. genausogut gefallen hätte, so hat die aber auch wirklich nicht gestört. Ich habe oft gehört, dass sie mit Transformers oder Terminator 4 verglichen wurde... rein von der Optik passt das auch, trotzdem fand ich die hier doch etwas packender und trotz der Comichaften Gewalt auch irgendwie realistischer.

Fazit: Ein Film der erstmal im Kopf bleibt. Nicht weil er sooo intelligent ist, und auch nicht weil er sooo unterhaltsam ist, sondern weil er erfrischend anders ist. Sowohl das Setting, wie auch das Herumdrehen der typischen Helden und Antihelden. Ich will den Film jedenfalls möglichst bald nochmal sehen, und bin gespannt, ob es denn ein District 10 geben wird. Genug interessanten Stoff dafür würde es durchaus geben!

9 von 10

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